Silke Panknin lebt und arbeitet in Berlin.

Sie studierte Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und Bildende Kunst an der ENSAV (École nationale supérieure des arts visuels la Cambre) in Brüssel.

Von 2002 bis 2004 war sie als Gründungsmitglied im Ausstellungsraum Shedhalle Tübingen e.V. aktiv und kuratierte 2004 die Ausstellung Körperbilder und Projektionen.

www.silkepanknin.com

Mich interessiert die Frage, wie und warum bestimmte Landschaftsräume zustande kommen, wie sie tradiert sind und wie sie, bedingt durch unsere Vorstellungen von Landschaft, dem Wandel unterworfen sind. Unser Landschaftsempfinden ist immer auch an den Begriff der Schönheit geknüpft: »Welche Landschaft empfinden wir als schön?« Viele Jahre galten die Alpen als furchtbar, erschreckend, unkultiviert. Im 18. Jahrhundert änderte sich dies und man begann die ursprünglich wilde Landschaft aufgrund ihrer Erhabenheit zu schätzen. Bis heute verbindet man mit den Alpen das Gefühl des Romantischen und Erhabenen, aber auch des Bedrohlichen.

Das Lötschental, das größte nördliche Seitental der Rhone im Jungfrau-Aletsch-Gebiet, erscheint auf der Landkarte wir ein spießförmiges Blatt, hineingelegt in das Herz der Berner Alpen. Bedingt durch seine Geschichte konnte das Tal länger als andere touristische Regionen des Wallis seine Traditionen, Bräuche und Sprache bewahren. Das Lötschental wurde immer wieder von Künstlern besucht, die sich von der Ursprünglichkeit und Einfachheit des Lebens, sowie der hochalpinen Bergwelt angezogen fühlten. So die Geschwister Anneler, die ein detailliertes ethnologisches Dokument dieses Tals erstellt haben und Albert Nyfeler, Maler, der neben seinem malerischen Werk ein reichhaltiges fotografisches Werk hinterlassen hat, dass heute als ein über lange Zeit angelegtes Dokument der dort lebenden Bergbevölkerung zu interpretieren ist. Nyfeler selber hat ab den Zwanzigerjahren bis zu seinem Tod 1969 dort gelebt. 

Auszug aus: Lötschen von Hedwig und Karl Anneler, 1917:

»So lebten wir denn von da an abgeschieden von der Welt der Städte: ringsum die wilde Schönheit des Tales und seinen himmelanstrebenden Bergen, seinen höhenfrohen Alpen, seinen wunderreichen Wäldern, den jauchzenden Bächen und donnernden Lawinen, den schroffen Felsabstürzen, dem feierlichen Weiß des Schnees und der flüchtigen Pracht der Blütenmatten; wir waren hineingebannt in eines der traulichen Bauernhäuser im eigenartigsten der eigenartigen Dörfer, die sich arbeitsdurchpulst und heimlicher Geschichten voll um die Gotteshäuser scharen, worin, weihrauchdurchduftet, uralte Gesänge und uralte Geheimnisse weben. Starkes und buntes Mittelalter hatte uns umfangen.«

Die Grundlage meiner Arbeit werden die Fotografien von Nyfeler sein. Anhand der Fotografien und unter Einbeziehung von Zeitzeugen entwickele ich eine eigene Arbeit, die eine Möglichkeit darstellt, sich aus heutiger Sicht fotografisch dem Tal zu nähern.