Silke Panknin lebt und arbeitet in Berlin.

Sie studierte Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und Bildende Kunst an der ENSAV (École nationale supérieure des arts visuels la Cambre) in Brüssel.

Von 2002 bis 2004 war sie als Gründungsmitglied im Ausstellungsraum Shedhalle Tübingen e.V. aktiv und kuratierte 2004 die Ausstellung Körperbilder und Projektionen.

www.silkepanknin.com

Graustufen – Silke Panknin

Während meines zweiten Aufenthalts in Brig hat sich mein Bewegungsradius stark auf die Umgebung von Brig beschränkt. Unzählige Spaziergänge führten in die Saltinaschlucht und damit auch zum Werkstoff der Ausstellung Graustufen. Schon zu Beginn der Schlucht werden Augen und Ohren von den Wassermassen, die sich von den Gipfeln der 4000er in das Flussbett der Saltina stürzen, erschlagen. Der Fußmarsch führt stetig in eine sich immer weiter verengende Schlucht, deren Wände aus sprödem Felsmaterial gebaut sind. Schwarz-graue Gesteinsmassen schichten sich dem Himmel empor: gekrümmt, gesplittert, an den Rändern ausgefressen, gebrochen, mit Fuchen und Falten durchzogen. Druck und Temperatur haben über Jahrmillionen den Stein gefaltet, gestaucht, emporgedrückt und in ihm Zeit und Erinnerung eingeschrieben. Schräge Scharten und zerklüftete Felsen, auf dem Boden geschupptes Gestein, wie Scherben dahingeworfen. Der Blick in die Höhe erzeugt Schwindel und unfassbares Staunen: der Berg als fragiles und gebrochenes Gebilde, monumental und erhaben in der Anschauung.

Die Brüchigkeit und Verletzlichkeit der Schieferformationen bildet für mich symbolisch den Zustand unserer Zeit ab. In meiner Installation Graustufen stellt der Schiefer Ausgangspunkt, Assoziationsfeld und Inspiration meiner künstlerischen Auseinandersetzung mit Brig und seiner Umgebung dar.